Lia war die sechste Teilnehmerin der Schlafzimmerkonzerte und natürlich drückte auch sie diesem Projekt ihren eigenen, besonderen Stempel auf. Dabei war insbesondere die Spannung, die sich im Vorfeld zwischen uns beiden aufgebaut hatte, dafür verantwortlich, dass auch dieses sechste Konzert ein ganz Besonderes werden würde.
Eigentlich fiel Lia nicht in das Schema, das ich für gewöhnlich als attraktiv empfand. Üblicherweise richtet sich mein Blick auf Frauen, die jünger und kleiner sind als ich und dabei tendenziell eine zierliche Figur haben. Lia hingegen war genauso groß wie ich. Auf der Erotik-Plattform, auf der ich sie angesprochen hatte, gab sie an, dass sie 77 KG wiegen würde und damit annähernd so viel auf die Waage brächte wie ich selbst. Das ließ mich zunächst Abstand davon nehmen, Kontakt zu ihr zu suchen, da mir das irgendwie zu viel vorkam, als dass ich es noch anziehend finden würde. Ihre Fotos aber sprachen eine andere Sprache. Die zeigten eine überaus gut proportionierte Frau, bei der alles am richtigen Fleck zu sein schien und die im Gesamten einen sehr attraktiven Eindruck machte. Meine Neugier war geweckt.
Ich nahm Kontakt zu Lia auf und wir kamen schnell ins Gespräch. Nach anfänglichem Beschnuppern fragte ich sie irgendwann, ob die 77 KG eine irreführende Zahl seien, damit sie sich vor zu vielen Zuschriften schützen würde, aber sie bestätigte den Wert und merkte an, dass viele Menschen denken würde, dass Fakt und Bilder nicht zusammenpassten, dass sie aber eben einfach eine sehr sportliche Person sei. Sie ihrerseits begeisterte sich schnell für die Idee der Schlafzimmerkonzerte und teilte mir mit, wie erregend und interessant sie den Gedanken fände, ein Konzert nur für sich zu bekommen und das dann auch noch mit Erotik zu kombinieren. Ohnehin hätte sie ein Faible für Musik und Musiker und könnte sich so sehr gut vorstellen, dass das Konzept sie mitreißen würde.
Da Begeisterung und Faszination also auf beiden Seiten hoch waren, vereinbarten wir einen Termin, der die Ungeduld auf beiden Seiten nicht allzu lang strapazieren sollte. Schon 8 Tage später sollte es soweit sein. Da sich meine Ungeduld durch die Terminfestlegung aber nur noch mehr steigerte und ich einerseits extrem neugierig und andererseits auch extrem angetan von ihrem Körper war, machte ich ihr ein Angebot: wir würden jeden Tag um 21 Uhr jeweils eine Datei in einem privaten Online-Ordner ablegen: ich eine Aufzeichnung eines meiner Musikstücke und sie ein Bild oder ein Video von sich. Sie fand die Idee spannend und willigte ein, obwohl sie selbst eingestand, dass sie kein allzu großes Faible für Selbstfotografie habe.
Über dieses Spiel erschuf ich eine über Tage währende Spannung in mir, die ich in dieser Form noch nicht kannte. Ich war jeden Tag gespannt auf das nächste Bild, die nächste Perspektive, das nächste Detail, die nächste Bestätigung dafür, welch bezaubernder Mensch mich bei diesem Konzert erwarten würde. Jedes Bild war wie eine kleine oder große Kostbarkeit, die ich gar nicht oft genug betrachten konnte. Aber es schien auch jedes Mal nicht genug zu sein. Das Betrachten von jeweils nur einem Bild fühlte sich an, wie wenn ich meine gespannte Erregung in einem Dauerzustand hielt, der nie befriedigt werden konnte. Ich betrachtete jedes Bild immer und immer wieder. Mal in Gänze, mal im Detail. Ich rief die Bilder auf, wenn ich vom abendlichen Fernsehprogramm gelangweilt war und ich schaute sie verstohlen beim Busfahren an, wenn ich sicher sein konnte, dass keiner auf mein Handy blicken konnte. Und ich lehnte mein Tablet an den Notenständer meines Klaviers und betrachtete Lia, während ich die Stücke für das Konzert einübte.
Ich hatte sie gebeten, die Bilder so zu gestalten, wie ich sie später während des Konzertes sehen würde. Ich wollte damit erreichen, dass ich eine umfassende Vorstellung von ihr bekommen würde. Ich wollte im Kopf ein so umfassendes Bild von ihr bekommen, dass mir beim Konzert möglichst wenig neu vorkommen würde. Dabei fühlte ich mich an das Phänomen erinnert, das wir erleben, wenn uns Fernsehstars im realen Leben begegnen. Wir bauen zu Personen oder Rollen, die wir nur vom Bildschirm her kennen, häufig eine Form von Beziehung oder Verbindung auf. Die Kommunikationswissenschaft spricht dabei von parasozialen Beziehungen. Mit diesem Thema hatte ich mich in meinem Studium eingehend befasst, weil es mich schon immer fasziniert hatte. Wir bauen also eine Beziehung zu Personen oder Rollen auf, die wir im Fernsehen erleben (oder auch in Büchern oder anderen Medien). Das kann eine Beziehung zur von der Person dargestellten Rolle sein oder auch eine Beziehung zur Person dahinter. Was uns an Informationen fehlt, ergänzt unser Hirn automatisch und unmerklich. Je nach Einstellung, Lebenssituation oder Erwartungshaltung fällt diese Ergänzung positiv oder negativ aus und entspricht dem psychologischen Phänomen der Pareidolie. Das ist das Phänomen, das uns Figuren in Wolken erkennen lässt. Eigentlich sind da keine wirklich erkennbaren Figuren. Aber unser Hirn versucht automatisch, fehlende Informationen zu ergänzen, um in dem, was wir sehen, eine sinngebende Struktur zu erkennen. So vervollständigen wir auch das, was wir auf Bildern von anderen (nicht) sehen, um ein umfassendes Bild vom Gegenüber zu erhalten. Das passiert bei Fernsehstars genauso wie bei Online-Flirts.
Der Moment der realen Gegenüberstellung ist dann ein besonders starker Moment der Desillusion und die kann stark positiv oder stark negativ ausfallen. Sie fällt aber meistens stark aus. Das Gefühl kennt jeder, der einem Fernsehstar über Monate oder gar Jahre bei der Ausübung seiner Rolle zugeschaut hat und diesem dann plötzlich im realen Leben begegnet. Es beschleicht einen häufig das Gefühl, dass er so anders aussehen würde und doch irgendwie so, wie man ihn kennt. Das erschafft ein ganz ungewohntes, aber eben sehr starkes Gefühl. Verstärkt wird dieses Gefühl dadurch, dass dieser Mensch plötzlich auch für Interaktion zugänglich wird, was er vorher auf dem Fernsehschirm natürlich nicht war.
Genau diesen Effekt wollte ich mit den Bildern von Lia bei mir erzielen. Ich wollte sie über diese zweidimensionale Begegnungsebene so genau wie möglich durchleuchten, kennenlernen und wahrnehmen. Ich wollte ein Bild von ihr in meinem Kopf erschaffen, das so nahe wie möglich an der Realität war. Und dann wollte ich schauen, was in der Realität wirklich mit mir geschehen würde. Sie dachte, dass dieses Spiel dazu führen würde, dass ich in der Realität entweder enttäuscht sei oder dass vieles von der ursprünglichen Spannung bereits verflogen wäre. Ich war anderer Meinung. Ich war überzeugt davon, dass sich dadurch noch viel mehr Spannung aufbauen würde. Und ich sollte Recht behalten.
Sollte ich das Spiel noch einmal spielen, werde ich aber Wert darauflegen, noch mehr Material zu bekommen. Vielleicht mal ein Video, auf jeden Fall aber mehr Bilder pro Tag. Vielleicht eine Position, aber dann drei oder sogar fünf Perspektiven dieser Position. Denn für das, was ich eigentlich bei mir bewirken wollte, waren die Fotos am Ende zu spärlich. Sie hatten dennoch einen massiven Effekt. Insbesondere zwei Bilder.
Auf Einem hatte sich Lia komplett nackt von vorn aufgenommen. Die ganze Perfektion ihres Körpers strahlte über dieses Bild auf mich aus. Ihre perfekten Brüste mit ihren symmetrischen, kreisrund geformten Brustwarzen faszinierten mich genauso wie der straffe und ganz natürlich gespannte Bauch, in dessen Mitte ein Bauchnabel saß, der sich so perfekt in dieses Spannungsfeld integrierte als wolle er selbst einen Nachweis für die Makellosigkeit dieses Körpers liefern. Und natürlich zog auf diesem Bild jenes Körperteil meinen Blick auf sich, das mir immer wieder den Puls in die Höhe treiben wird: ihr Schambereich. Und auch der war von atemberaubender Schönheit. Ihre nur andeutungsweise zu erkennende Hüftmuskulatur, die V-förmig auf ihre Scham zulief, wurde von einem nur ganz sachte angedeuteten Venushügel unterbrochen unter dem in nahtloser Bündigkeit zwei zarte Schamlippen zu erkennen waren. Beim Betrachten dieses Bildes und beim Vergrößern dieses Bildausschnittes explodierte der Wunsch förmlich, diesen wunderbaren, verletzlichen, weichen Teil ihrer Haut zu berühren. Dieses Bild machte mich verrückt. Dieses Bild ließ die Vorfreude auf den Freitag unermesslich steigen. Dieses Bild überzeugte mich restlos davon, dass das ein fantastisches Schlafzimmerkonzert werden würde.
Das zweite Bild, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog, war eine Aufnahme, die Lia in voller Körpergröße von hinten zeigte. Auf diesem Bild wurde deutlich, wie sportlich sie war. Ihre Rückenmuskulatur war gut zu sehen, obschon sie keine übertriebene Brachialität aufwies. Sicher waren ihre Schultern etwas breiter als dies bei mädchengleichen Frauen der Fall war, aber sie waren nicht so breit, dass es nicht mehr weiblich wirkte. Ihr Rücken war sehnig, aber nicht kräftig. Und er verjüngte sich auf weiblichste Art und Weise hinab zu ihrem Po. Obwohl ich sonst eher auf pfirsichförmige und zierliche Hintern stehe, war ich von ihrer Kehrseite mehr als angetan. Dieser Hintern war fast kreisförmig rund und er hatte dabei keinerlei Makel. Ich wusste auf einer rationalen Ebene, dass mir diese Frau im Ganzen wahrscheinlich zu groß war und dass entsprechend auch dieser Hintern zu groß war. Aber dennoch erkannte ich hier Größe in Perfektion. Ich betrachtete ihren Hintern und ich betrachtete die komplette Lia wie eine übergroße Statue der Weiblichkeit. Ich hatte das Gefühl, sie so staunend anzusehen, wie ich ein Kunstwerk ansehen würde. Ich spürte zudem eine wilde Erregung. Aber auch ein klein wenig Angst. Weil mir große Frauen nun mal irgendwie alle in irgendeiner Form Angst machen. Ich war überaus gespannt, was ich am Freitag empfinden würde und wie sich Angst und Erregung ausbalancierten.
Das letzte Bild vor dem Konzert war dann das erste Bild, bei dem sie nicht mit Farbfiltern gearbeitet hatte. Und obwohl der Einsatz von Filtern eigentlich schon augenscheinlich gewesen war, war er mir vorher gar nicht wirklich aufgefallen. Jetzt auf diesem Bild erkannte ich, dass ihre Haut wesentlich bleicher war als auf den Bildern zu vor und dass sie am ganzen Körper kleine Pigmentflecken trug. Was sie möglicherweise selbst als Makel empfand, den sie mit Filtern zu bekämpfen versuchte, machte sie für mich nur noch attraktiver. Dieses Bild war real. Es zeigte die echte Lia. Es zeigte das, was ich sehen wollte, weil es nahe an dem war, was ich auch in Realität sehen würde. Alle anderen Facetten waren auf diesem Bild genau so schön wie sie auf den anderen Bildern waren. Das Bild erregte mich entsprechend nicht mehr als die anderen. Aber es bestätigte meine Vorfreude. Waren die anderen Bilder etwas, das Spannung in mir verursacht hatte, gab mir dieses Bild eine vorfreudige Wärme. Der Freitag konnte kommen.
Mit Lia hatte ich eine vergleichsweise frühe Startzeit vereinbart: wir wollten uns schon um 16:30 Uhr bei mir treffen. Je näher das Konzert rückte, desto mehr freute ich mich über diese Startzeit. Denn sie würde uns ermöglichen, dass wir uns im Vorfeld ausgiebig unterhalten konnten, ohne dabei unter Zeitdruck zu kommen. Sie würde uns zudem die Chance geben, auch nach dem Konzert noch ausgiebig Zeit miteinander verbringen zu können.
Natürlich war den ganzen Tag über die Spannung spürbar, dass es am Nachmittag soweit sein würde. Mittlerweile hatte sich bei mir eine kleine Routine eingespielt. Ich bereitete das Schlafzimmer vor, stellte die Kerzen auf, legte die Notenblätter zurecht und ging meine Einsingübungen durch, wie wenn ich ein Ritual begehen würde. Ich trank einen kleinen Schluck Kaffeelikör, um mein Koffeinlevel nach oben zu bringen, damit ich auch wirklich alles wahrnehmen könnte. Ich zog die Kleidung an, die ich mir für das Konzert bereitgelegt hatte und ich legte einen Spritzer Parfüm auf. Dann wartete ich. Und wie immer schreckte ich mit dem Klingeln an der Tür auf. Mein Puls sprang nach oben. Jetzt war es soweit. Ich öffnete die Haustür und sagte ihr, dass ich sie am Aufzug abholen würde. Und wieder war es wie bei „Herzblatt“, wo eine sich automatisch öffnende Tür den ersten unverstellten Blick auf das Gegenüber freigeben würde.
Da stand sie nun. Genauso groß wie ich und damit wirkte sie für mich, wie wenn sie einen Kopf größer wäre. Sechs Jahre jünger und dennoch hatte ich das Gefühl, sie sei älter als ich (weil ich mein eigenes Alter wahrscheinlich immer noch nicht annehmen kann und möchte). Mit wahrscheinlich gleichen Schultern und gleicher Hüfte und dennoch wirkte sie breiter auf mich als ich mich selbst wahrnahm. Sie war mir in den meisten Proportionen ebenbürtig. Und dennoch wirkte sie groß und einnehmend auf mich. Ich nahm das wahr, aber es störte mich nicht. Es machte mich eher noch neugieriger. Ich fühlte etwas Angst irgendwo in einem kleinen versteckten Eck meines Geistes, aber Neugierde, Spannung und Vorfreude waren so viel größer, dass die Angst kaum zu mir durchdringen konnte.
Wir setzten uns an meinen Küchentisch und tranken eine Tasse Tee miteinander. War es beim letzten Konzert noch so, dass wir beide von einer enormen Unsicherheit ergriffen waren, so hatte ich diesmal das Gefühl, als könnte ich eine gewisse Sicherheit und Stabilität ausstrahlen. Ihr allerdings war ihre Nervosität anzumerken. Auf mich wirkte diese Nervosität wie ein Kontrast zu ihrer Größe. Das beruhigte mich irgendwie. Sie erzählte davon, wie sie einerseits enorm gespannt und voller Vorfreude auf das Erlebnis war und wie sie andererseits gar nicht wusste, wie wir anfangen sollten. Ich beruhigte sie und plauderte mit ihr. Über das Konzert, aber auch über ihr Leben und mein Leben. Was sie arbeitete, was ich arbeitete, wie der Tag, die Woche und der Monat waren und wie man allgemein so mit allem klarkommen würde. Wir saßen über 45 Minuten am Küchentisch. Dann hatte sie genug Sicherheit und Mut gesammelt und meinte, wir könnten loslegen.
Zuvor hatten wir noch ein paar Spielregeln geklärt und auch dabei hatte ich mich sicherer und selbstbestimmter gefühlt als dies bei den Konzerten zuvor der Fall gewesen war. Ich teilte ihr mit, dass ich von den Bildern und auch von ihrem realen Erscheinungsbild sehr angezogen war und dass ich mir daher vorstellen konnte, dass dieses Konzert für mich eine deutlich sexuellere Angelegenheit werden könnte als es die Konzerte davor waren. Wir einigten uns entsprechend darauf, dass es kein Berührungsverbot geben würde. Aber wir erbaten uns beide etwas Distanz und Vorsicht. Ein genaues Schauen auf die Signale des jeweils anderen und im Ganzen lieber einen Schritt zu langsam gehen als einen zu schnell. Ich spürte ein Gleichschwingen zwischen uns. Hier unterhielten sich zwei erwachsene Menschen. Nicht ein Mann und ein Mädchen. Hier waren beide Seiten gereift und standen im Leben und wussten etwas mit sich und ihrer Wirkung anzufangen. Das fühlte sich gut an.
Nach ihrem Klopfen sollte ich zu spielen beginnen und sie sollte dann einen Moment für sich finden, in dem sie das Schlafzimmer betrat, aber sie öffnete die Tür direkt nach ihrem Klopfen und noch bevor ich die erste Klaviertaste gedrückt hatte. Das fühlte sich für mich fast etwas vorschnell an und ich bemerkte, dass ich mich zusammenhalten musste, um mich nicht zu verhaspeln. Ich stolperte jetzt fast in eine Situation hinein, die vorher von so viel Warten und Aushalten geprägt war.
Dann trat sie ein. Und bestätigte alles, was ich zuvor auf den Bildern gesehen hatte. Ein venusgleicher Körper, an dem es nichts zu kritisieren gab. Perfekte Brüste, ein glatter Bauch, ein wunderschöner Bauchnabel. Und ihre Scham war noch präsenter als sie auf diesem einen Bild gewirkt hatte. Was mich aber noch mehr in ihren Bann zog, war ihr Lächeln. Ihr Mund und ihre Augen lächelten mich an. Sie suchten meine Augen, wie wenn sie sich Sicherheit und Halt von ihnen versprechen würde. Sie versuchte, mich mit ihrem Blick und ihrem Lächeln festzuhalten, als ob sie dadurch Stabilität gewinnen könnte in der Unsicherheit dieser absolut außergewöhnlichen Situation. Ich war darauf vorbereitet gewesen, dass mich ihr Körper, ihre Nacktheit, ihre sexuelle Ausstrahlung aus der Fassung bringen könnten. Ich war aber nicht darauf vorbereitet, dass das Schutzbedürfnis dieser für mich riesigen und perfekten Frau mich ins Wanken bringen würde.
Es war viel, was ich in dieser Phase unter Kontrolle halten musste. Einerseits verlangte es mich danach, ihren Körper von oben bis unten wahrzunehmen, andererseits fesselte mich ihr Blick und ganz nebenbei war ich ja auch noch am Klavierspielen und Singen. Ich schien immer wieder die nächsten Noten und Textzeilen zu vergessen und musste mich wieder und wieder am Notenblatt orientieren. Es war ein ständiges Vabanque-Spiel zwischen all den Anforderungen, die in diesem Moment an mich gestellt wurden und es fühlte sich an wie ein Tanz auf einem schwingenden Hochseil – immer kurz vor dem Absturz.
Aber es gelang. Nachdem die letzten Töne des ersten Songs verklungen waren, war ich unsicher, ob ich ein Gespräch beginnen oder direkt zum nächsten Song übergehen wollte. Ich fühlte mich fahrig und wollte mir Sicherheit durch die Musik holen, aber sie ließ mir keine Möglichkeit dazu und begann ein Gespräch. Es schien, als müsste sie ihren Gefühlen erstmal etwas Raum verschaffen. Sie sagte, dass es wunderschön sei, hier zu sein und dass die Musik noch viel intensiver wirken würde als auf den Aufnahmen. Sie bedankte sich bereits jetzt für das einmalige Erlebnis, das sie tief berühren und Gänsehaut auslösen würde. Nach dem ersten Song. Mit ihren Worten aber nahm sie mir meine Fahrigkeit und das wiederum verschaffte mir Sicherheit. Ich lächelte und gab zurück, dass ich sehr dankbar dafür sei, sie hier zu haben. Dass die Bilder nicht gelogen hätten. Dass sie wirklich wunderschön anzuschauen sei und ich für jede Sekunde dankbar wäre, die ich sie ansehen dürfte. Und ich merkte an, dass dies erst der erste Song war und dass es noch wesentlich intensiver werden würde. Aber jetzt freuten wir uns beide noch viel mehr darauf. Der erste große Schwung Unsicherheit fiel von uns ab. Es war aber trotzdem noch genug davon vorhanden.
Während der nächsten Songs schien sie immer wieder zwischen Sicherheit und Unsicherheit zu changieren. Es schien Momente zu geben, in denen sie sich in die Musik und die Situation hineinfallen lassen konnte. Dann gab es wieder Momente, in denen sie meinen Blick suchte, wie wenn sie sich daran festhalten wollte. Und es gab Momente, in denen ich das Gefühl hatte, dass ihr eine innere Stimme sagte, sie müsse etwas tun, um mir zu gefallen. In der Folge tat sie dann auch irgendetwas. Sie berührte sich, sie stand auf, sie drehte sich, sie positionierte sich und sie suchte dabei ständig meinen Blick, wie wenn sie mich fragen wollte, ob ich genießen würde, was sie tat.
Ich sagte ihr, dass sie das nicht tun müsse. Es würde vollkommen ausreichen, dass sie hier sei. Ich würde keine besondere Show brauchen, keine Inszenierung. Mich würde schon glücklich machen, sie zu sehen. Sie solle sich einfach wohlfühlen und nicht darauf achten, dass sie mir gerecht werden müsse. Das würde sie durch ihre Anwesenheit ohnehin schon tun.
Das schien sie zu beruhigen und ihr mehr Sicherheit zu verschaffen, wenngleich ich das Gefühl hatte, dass ich ihr Bestreben, mir gerecht zu werden damit nicht vollständig ausräumen konnte. Sie sollte mir später erläutern, dass dies ein Streben sei, das sich durch ihr ganzes Leben zog. Sie versuche immer, es allen recht zu machen und habe häufig das Gefühl, es sei nie genug. Ich wusste, dass ich sagen könnte, was immer ich wollte – dieses Gefühl war zu stark um es rational zu bekämpfen.
Darum kündigte ich an, dass ich jetzt drei Songs ohne Unterbrechung und ohne Gespräch spielen würde, um ihr die Möglichkeit zu geben, sich fallen zu lassen. Sie sollte dabei nicht an mich denken, sondern nur an die Musik und an sich selbst. Sie könnte die Augen schließen. Sie könnte tun und lassen, was immer sie wollte.
Ich spielte. Und sie fiel. Es war das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte, dass sie wirklich in der Situation ankommen konnte. Ich sah ihr förmlich dabei zu, wie ihre Unsicherheit sie verließ. Sie schaute nicht mehr mich an, sondern blickte an die Decke oder schloss ihre Augen. Sie schaute auf sich, auf ihren Körper. Sie bewegte den Kopf im Takt der Musik, wie wenn sie leise mit den Tönen tanzen würde. Sie streichelte sich über den Bauch. Sie streckte mir ihre Beine entgegen, dann winkelte sie die Beine an und dann öffnete sie sie leicht und präsentierte mir sachte ihr Innerstes. Sie strich sich über die Brust und ein leises Zischen verließ ihre Lippen. Und auch ihre Schamlippen zuckten immer wieder leicht auseinander, wie wenn sie nach der Musik schnappen würden, die sie jetzt immer mehr umschloss.
Ich spielte vier Lieder ohne Unterbrechung und als wir uns danach unterhielten war kaum mehr Unsicherheit zu spüren. Es war, als hätte sich eine Wolke der Entspannung über und auf uns niedergelassen und als würde sich mehr und mehr Erleichterung zwischen uns ausbreiten. Wir genossen es, uns miteinander über die Musik und die Bedeutung der Songs zu unterhalten. Wir genossen es, uns gegenseitig zu beschenken. Und bei einem der nächsten Songs begann sie dann, ihre Hand zwischen ihre Beine zu bewegen. Nur sporadisch. Dann streichelte sie wieder ihre Beine oder ihren Bauch oder ihre Brüste. Jetzt wurde sichtbar, wie sich langsam ihre Erregung in ihr ausbreitete und diese strahlte bis zu mir herüber. Ich setzte Stück an Stück und ich ließ bewusst Lieder aus, die die lustvolle Atmosphäre hätten stören können. Ich genoss es, ihr dabei zuzusehen, wie sich selbst stimulierte. Ich genoss den Anblick ihres immer wieder leicht zuckenden Körpers und ihr leises lustvolles Stöhnen. Ich wartete auf den Moment aus dem letzten Konzert, in dem ich über die Musik mit Lara geschlafen hatte. Aber diesmal war es anders. Diesmal war ich kein echter Teil dieser Handlung. Es war nicht so, als hätte meine Musik einen direkten Einfluss auf das, was Lia tat. Es war nicht so, als würde ich steuern, was sie erlebte. Es war eher so, als würde ich durch die Musik einen Raum schaffen, in dem sie sich frei fühlen konnte. Nicht so, als würde ich mit der Musik in sie hineinstoßen und sie zum Höhepunkt treiben sondern eher so, als würde ich sie mit der Musik umschmeicheln und streicheln, sie damit immer empfindsamer machen und auf diese Weise die Intensität dessen steigern, was sie spürte.
So kam sie dann schließlich zum Höhepunkt. Gemeinsam mit mir und doch nicht gleichzeitig. Ich spielte einen Song, von dem ich wusste, dass er am Ende kraftvoll anschwellen würde und dass die Dynamik und Lautstärke und Ergriffenheit, die damit einhergingen, sie zum Höhepunkt treiben könnten. Ich spürte, wie nahe sie ihrem Orgasmus war. Ich freute mich darauf, diesen Moment mit ihr zu erleben. Ich wollte diese letzten Meter mit ihr gehen und gemeinsam mit ihr in der Musik explodieren. Aber dann kam sie einfach viel früher als ich gedacht hatte. Und den Höhepunkt des Songs nahm sie nicht in einer emotionalen Explosion wahr, sondern entspannt und glückselig. Sie schien die Monumentalität der Musik in tiefen Zügen einzuatmen wie man den vanilligen Duft eines wohligen Zuhauses einatmet, wenn man nach einer anstrengenden, aber schönen, Wanderung aus der Kälte nach Hause kommt.
Wir schwangen nicht im Takt miteinander. Aber wir waren dennoch verbunden. Ich gab ihr etwas ganz anderes als ich es Lara in der vergangenen Woche gegeben hatte. Aber auch wenn die Bewegungen bei Lara damals übereinstimmend waren, war dieses Erlebnis näher. Wir waren einander näher. Lara hatte mich sexuell gereizt. Lia aber berührte noch ganz andere Ebenen. Lara war ein hübsches Mädchen, das mich verrückt machte. Lia machte mich glücklich. Es war ein erwachsener, intensiver, tiefsinniger Reiz, den sie auf mich ausübte. Es war kein Reiz, dem ich mich ergeben oder unterlegen fühlte, sondern einer, den ich wahrnehmen und genießen konnte, ohne dabei Angst zu haben, dass er mich klein machte.
Vor der Pause spielte ich dann noch die ausgelassenen Stücke, die mehr zum Nachdenken als zum lustvollen Miteinander einluden. Wir nahmen sie gemeinsam wahr, wie wenn wir bei einem Festival gemeinsam auf der Wiese liegen, in den Nachthimmel schauen und die Musik miteinander genießen würden. Es war ein entspanntes Ausklingen auf dem Weg in die Pause.
In der Pause unterhielten wir uns dann weiter, aber dieser Moment war kein Bruch zu den Unterhaltungen, die wir schon während des Konzertes miteinander geteilt hatten. Ich teilte ihr mit, dass ich mich sehr zu ihr hingezogen fühlte und dass ich die ganze Zeit über den Wunsch hätte, sie zu berühren. Ich öffnete ihr damit die Tür, im zweiten Teil auch auf dieser Ebene auf mich zuzukommen, sagte ihr aber auch, dass sie das nicht als Richtlinie verstehen solle. Sie solle tun, was sich für sie gut anfühlte. Aber ich wollte ihr meine Hingezogenheit zeigen. Ich wollte ihr ein Kompliment machen. Ihr etwas mehr Sicherheit geben und zeigen, dass sie auch bei mir Wirkung entfaltete. Und ich hatte das Gefühl, dass das auch genau so bei ihr ankam.
Der zweite Teil flog dahin. Immer wieder schaute Lia mich an. Diesmal war ihr Blick aber nicht mehr geprägt von Sicherheit, sondern eher von Hingabe. Ihre Augen strahlten immer noch die Sehnsucht aus, gehalten zu werden, aber jetzt war der Antrieb dahinter nicht mehr Unsicherheit, sondern der Wunsch nach Gemeinsamkeit. Ich hatte das Gefühl, als würde sie jetzt viel mehr die Person hinter Musik wahrnehmen, wohingegen im ersten Teil die Musik sehr viel präsenter war als meine Persönlichkeit.
Meine Gedanken richteten sich mehr und mehr auf die Zeit nach dem Konzert. Je mehr ich spielte, desto mehr spürte ich das Ende näherkommen und ich wollte nicht, dass die Zeit mit Lia endete. Ich wollte, dass das Konzert endete, aber nicht die gemeinsame Zeit. Lia hatte sich bis dahin eher auf das Bett beschränkt und war mir nur ganz sporadisch nähergekommen. Das Podest hatte sie gar nicht benutzt. Jetzt machte sich ein ambivalentes Gefühl breit. Einerseits sehnte ich das Ende des Konzerts herbei, um endlich Gelegenheit zu bekommen, sie zu berühren, andererseits fühlte es sich irgendwie unvollständig an.
Dann teile ich ihr mit, dass ich nun schon beim vorletzten Song angekommen war. Zu diesem Zeitpunkt stand sie direkt vor mir. Wir waren vielleicht noch einen halben Meter auseinander. Sie stand und ich saß. Ich teilte ihr mit, dass mich dieses Setting nun noch wieder etwas nervöser machte und dass ich davon gerne mehr gehabt hätte und es daher schade sei, dass wir schon fast am Ende angekommen waren. Sie bestätigte das. Auch sie schien nicht zu wollen, dass das Konzert schon zu Ende war. Und ich glaube, dass auch sie bedauerte, dass sie diese intensivere Art der Präsentation nicht schon vorher genutzt hatte. Ich entschied mich spontan dafür, einfach ein paar Songs hinzuzufügen. Dann sagte ich ihr, dass sie jetzt aber auch gerne das Podest benutzen dürfte, wenn sie das wollte. Und sie wollte.
Bei fast allen der letzten Songs stand sie auf dem Podest. Wenn ich nach vorne blickte und sang, sah ich ihre Scham direkt auf Augenhöhe. Ich sah, wie ihre Schamlippen sich immer wieder leicht öffneten, ich sah, wie sich Feuchtigkeit dazwischen ansammelte. Wenn ich meinen Blick anhob, konnte ich über ihren Bauch zu ihren Brüsten aufblicken und wenn ich meinen Kopf noch etwas mehr in den Nacken legte, sah ich ihr Gesicht, das zu mir hinab lächelte. Sie genoss diese Position. Und auch wenn sie in dieser Position so etwas wie Macht spürte, weil sei nun deutlich größer war als ich und weil sie auch spürte, wie sehr mich dieser Anblick erregte, hatte ich das Gefühl, in ihrem Gesicht etwas Mädchenhaftes zu erkennen. Es war, wie wenn sie mit der Situation spielen konnte. Wie wenn sie von der Macht, die sie nun bekam, auf eine schüchterne, goldige Art überwältigt wäre. Man konnte fast ein Glucksen in ihrer Stimme wahrnehmen und auch ihre Bewegungen auf dem Podest waren spielerischer als sie das ganze Konzert über gewesen waren.
Ich hatte mehrere Male das Verlangen, ihre Scham zu küssen. Wie diese zarte Haut vor mir tanzte, wie sie sich immer wieder ganz unscheinbar bewegte, wie ich immer wieder sehen konnte, dass ihre leise Erregung dazu beitrug, dass sich die Lippen öffneten und schlossen, zog mich an sie heran. Aber die Situation ergab sich nicht. Ich bewegte mich auf meinem Klavierstuhl beim Spielen vor und zurück und ich kam ihr immer wieder näher, aber ich kam nie nahe genug. Ich spürte, dass das Spiel von Nähe und Distanz sie erregte und ich war mir sicher, dass sie eine Berührung genossen hätte, aber es gab keine Situation, in der es gepasst hätte. Sie berührte ihre Scham immer wieder, aber nie in stimulierender Manier. Sie strich sich über die Lippen, sie strich mit dem Finger über die Falte zwischen Oberschenkel und Schamlippe, sie stieß leise, zischende Laute dabei aus, aber es wirkte, als wolle sie immer nur einen leisen Stich der Erregung setzen, aber keine Lawine lostreten. Sie genoss, dass sie mich um den Verstand brachte. Sie genoss die Musik, die Situation und sie genoss es, sich immer wieder einen leichten Kitzel zu verschaffen. Aber wir schienen uns auch beide einig darin zu sein, dass dieser Kitzel und dieses Spiel mit der Grenze viel erregender war als es ein Grenzübertritt gewesen wäre.
Dann war das Konzert vorbei. Sie stand auf dem Podest und schien überwältigt. Von der Gesamterfahrung aber auch von der Situation, dass es nun vorüber war. Sie machte keine Anstalten, vom Podest herab zu steigen. Ich blickte zu ihr auf und ich blickte an ihrem Körper entlang und wieder zu ihr hinauf. Ich meinte, dass sie wegen mir noch ewig dort stehen bleiben könnte und der Gedanke schien ihr nicht unangenehm zu sein. Dann sagte ich ihr, dass ich gerne noch ein Glas Wein mit ihr trinken würde und fragte sie, ob sie darauf Lust hätte. Und sie bejahte. Ich meinte dann, dass sie dafür auch gerne herabsteigen dürfte, auch wenn ich den Ausblick sehr genösse. Sie tat, wie ihr geheißen.
Ich goss mir ein Glas Wein ein und legte mich neben sie. Wir unterhielten uns über das Konzert und das, was es in uns ausgelöst hatte. Als wir auf Augenhöhe nebeneinander lagen, spürte ich, dass sie leichten Körperkontakt suchte. Unsere Arme berührten sich fast unmerklich, aber eben doch so, dass mir klar war, dass Berührung jetzt in Ordnung war. Sonst hätte sie den Kontakt sicherlich unterbunden und wäre ein Stückchen abgerückt. Das aber tat sie nicht.
Wir lagen auf Augenhöhe nebeneinander und schauten uns immer wieder an. Dann wechselte ich irgendwann meine Position und setzte mich auf. Ich konnte sie nun von oben betrachten, während sie – immer noch nackt – vor mir lag. Dann begann ich ihr Bein zu streicheln. Sie schien keine Notiz davon zu nehmen und wir führten unser Gespräch einfach weiter fort. Ich dehnte meine Bewegungen aus und strich von einem Oberschenkel zum anderen. Dann führte ich meine Hand ganz knapp, aber berührungslos, über ihrer Scham vorbei. Und nachdem ich das ein paar Mal gemacht hatte, thematisierte ich die Berührung. Ich sagte ihr, dass ich es interessant fände, welche Hitze zwischen ihren Beinen wohnte. Es war spürbar, wieviel Wärme abgestrahlt wurde, wenn ich meine Hand über ihrer Scham hielt. Es fühlte sich an, wie wenn man die Hand ganz knapp über eine Glühbirne hält. Dann unterhielten wir uns wieder über etwas anderes. Ich berührte sie nun manchmal mit der Handfläche, manchmal mit den Fingerspitzen und manchmal ganz knapp nicht. Ich umspielte ihre Körpermitte immer wieder, kam näher und entfernte mich wieder. Ich strich über ihren Bauchnabel und ich streichelte auch spielerisch die Unterkante ihrer Brüste. Wir unterhielten uns unvermindert weiter, aber es war spürbar, wie sehr die Berührungen sie erregten.
Dann küsste ich sie. Meine Lippen berührten ihre Lippen zuerst sachte und ein wohliges Schaudern durchzog ihren Körper. Dann umspielten meine Lippen zuerst die eine und dann die andere Lippe und zogen ihre Form nach. Unsere Lippen legten sich aufeinander und spielten eine Weile miteinander, bis meine Zunge dann Beide auseinander schob, sich ihren Weg nach innen suchte und leidenschaftlich mit ihr verschmolz.
Danach erhob ich mich und küsste sie zum ersten Mal auf ihren Mund.
Das hätte der Auftakt zu einem leidenschaftlichen Miteinander sein können und oftmals in meinem Leben war es das auch. Üblicherweise blieb man jetzt im Kuss verschmolzen, während sich die Hände suchten, was es zu entdecken galt, sich ihre Wege bahnten und Leidenschaft, Erregung und Gier immer weiter anstiegen, bis man sich schließlich miteinander vereinigte.
Diesmal war das anders. Nach dem Kuss nahmen wir uns in den Arm. Leidenschaft und Erregung schienen wir vorher schon genug gehabt zu haben, so dass sich der Kuss diesmal nicht wie der Anfang einer Vereinigung anfühlte sondern wie das Ende. Es war fast so, als hätten wir das gesamte Liebesspiel in umgekehrter Reihenfolge erlebt. Und rückwärts betrachtet war das Konzert ja auch so abgelaufen: vom Kuss zum Streicheln, dem Machtspiel, der wellenförmigen Erregung bis hin zum Höhepunkt. Es war alles da. Nur eben andersrum.
Und so lagen wir uns nach dem ersten Kuss im Arm mit dem Gefühl, als hätten wir gerade miteinander geschlafen. Irgendwie erschöpft, aber glücklich. Irgendwie erfüllt und beseelt.
Und als sie da so in meinem Arm lag, kam sie mir gar nicht mehr so groß vor. Sondern gleich groß. Wir küssten uns an diesem Abend noch häufiger. Aber nicht mit Erregung, sondern mit Zuneigung. Ich war mit einer enormen sexuellen Erregung und Anspannung in den Abend gegangen. Und das größte Geschenk, das mir dieses Konzert gab, war, dass diese Erregung und Anspannung am Ende in Zuneigung und Entspannung überführt wurde.
Lia hatte mir eine Erfahrung geschenkt, die ich im Vorfeld nie erwartet hätte. Wie es die Schlafzimmerkonzerte eben immer tun. Was wir miteinander erlebt haben, wird mich noch lange beschäftigen. Das Konzert mit ihr hat meine Angst und Unsicherheit in seinem Verlauf in Selbstbestimmtheit und Stärke transformiert und dazu geführt, dass ich einer Frau, die ich als größer und mächtiger wahrgenommen hatte, am Ende auf Augenhöhe begegnen konnte. Dafür werde ich ihr noch lange dankbar sein. Und nach diesen so unterschiedlichen und vielfältigen Erfahrungen bin ich umso gespannter, was dieses Projekt noch so alles für mich bereithalten wird.
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